DER SCHATZ VON MAIBACH

TRANSLATION  des Geschichtsvereins Butzbach, August 2007:

Meydebach zu Butzbach, 8. November anno 1525. 

        Es begahb sich, daß sich zu jenem Zeitpunkt seine Grafschaft, Landgraf Phillip zu Butzbach und Münster nebst Gemahlin Anna Elisabeth vor einem ablassermüdeten, hetzenden Haufen von Bauern in dieser Nacht inmitten jener Gegend Zuflucht suchten. Ihre Kutsche hielt im kleinen Meydebach und der Kutscher klopfte an die Tür des größten Bauernguts im Ort. Alsbald man erfuhr, wer denn vor der Türe stund, sprangen die Tore weit auf und dem edlen Besuch ward huldigst Einlaß gewährt. Die ausgiebigsten Speisen wurden aufgetragen. Zur Feyher des ehrenvollen Tages tischte man das edelste Tröpfchen auf und es fehlte an nichts. Vor Entzückung, ob dieser treuen Untertänigkeit, baht sich die Gräfin aus, den Bauern zum Dank kurz zu Tische sitzen zu lassen, um ein wenig Konversation zu betreyben.
            Dabei erzählte der Gutsbauer Meydebach von der Mär, welche vor einiger Zeit hir ihren Beginn gefunden habe. Seit anno 1488 lebte in der Nähe des Dorfes im dunklen Wald in einer kleynen Hütte, ein sehr alter weyser Mann, den die anderen als Druide bezeichneten. Er sammelte Heilkräuter und braute täglich wundersames Gebräu in einem großen braunen Topf. Man sagte, er wäre ein Zauberer gewesen.

     Einige der Dorfbewohner, die allesamt Bauern waren, glaubten noch immer an eine zweite Kraft, die man als Blasphemie und gotteslästerliche Ketzerei bezeichnen würde. Ein oder zweymal die Woche kam der Alte ins Dorf und erzählte Geschichten, die alle wahr gewesen sein sollen. Nach und nach ging das Gerücht um, daß der Druide in Wirklichkeit ein Gnom gewesen sei, der die Zeit beherrschen konnte. Denn oft hatte man ihn flunkern hören, mit dem Amulett - welches einen kleinen Elefant aus Jade an seiner Halskette darstellte - beherrsche er die Zeit und er könne damit ewig leben und könne überall, wann und immer sein, so er nur wolle! Man müsse nur das Zauberwohrt kennen und schon erfülle der Elefant alle seine Wünsche.
       Noch während der Bauer anhob den letzten Satz zu sagen, hörte man draußen den tobenden Pöbel. Der Landgraf war dem Naturreligiösen zuweilen nicht abgeneigt und bat den Bauern ihn doch zum Alten zu führen. Er erhoffte von ihm Hülfe für einen Ausweg zu finden und all sein Hab und Gut in der Schatztruhe vor dem Gesinhdel zu retten. Etwas zögerlich und skeptisch willigte der Bauer Meydebach dann doch ein, denn er sah ein, daß auch er Hilfe brauchen könne, die Schar zu besähnftigen um es friedlich ausgehen zu lassen. Ein Rath des Weysen würde nicht ungelegen kommen.

So führte er ihn und seine Gemahlin durch einen geheimen Gang im Keller ungesehen durch die Dämmerung in den nahen Wald. Bald trahfen sie wohl auf die Hütte des Druiden, die nicht allzu tief im Gesträuch ward.

Was dort genau geschah ist nicht sicher.

Man weiß nur, daß weder Graf noch Gräfin, noch der alte weyse Mann je noch einmal gesehen wurden. Nur einige Tage später kam Bauer Meydebach alleine wieder zurück.

Die aufsässigen Bauern waren bereits wieder abgezogen und er sprach nie mehr über diese Tage. Er erzählte auch seiner Frau nichts. Aber als sie viele Jahre nach ihm starb, verrieth sie dem Pfarrer auf ihrem Sterbebett, da sie keine Kinder hatten, dass ihr Mann ihr zwar nichts gesagt habe, er jedoch am Tag seiner Rückkehr nicht ganz mit leeren Händen kam. Er verschwand mit einem Lederfetzen in der Hand im Keller. Jahrelang bis zu seinem Todt habe er in dem Raum mit der Steynwänden niemanden ohne seine Aufsicht hinein gelassen. Auch seyen sie seyt dem Verschwinden des Grafen, seiner Gemahlin und dem Druiden nie mehr in Geldnoth gerahten. Allein als sie ihn einmal fragte, was mit der Truhe des Grafen geschehen sei, habe er ihr nur streng in die Augen geschauht und ihr gerathen, dies seine Sorge seyn zu lassen. Von stund an sprach sie nie wieder davon - bis zu ihrem letzten Tag...

 Stadtschreiber zu Butzbach, B. Mohn. Dezember anno 1561


 

 

   

 


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